Moderne Quacksalber

27. August 2008 10:34  ·  Christian  

Oder wie es die TR bezeichnet,”Orakeln im Genlabor”. Dabei geht es um die neuen Firmen wie 23andMe (von Google gesponsort), Navigenics oder deCODEme, welche für ein paar Tausend Dollar einem geneigten Interessenten anhand seines Genoms, das Anfälligkeitsrisiko für z.B. verschieden Krebsarten, MS, Sichelzellenanämie, Thrombose, etc… vorhersagen. Aber es wird meistens keine weitere Beratung mit angeboten (bei navigenics gibt es immerhin eine telefonische Beratung). Sodass es bei Leuten die viel Geld dafür ausgegeben haben, immer öfters dazu kommt, dass sie panisch bei genetischen Beratungsstellen (ja sowas gibt es mittlerweile) anrufen und wissen wollen, ob sie überhaupt noch Kinder bekommen sollen, weil sie ja eine Mutation in einem Gen habenvon dem man ausgeht das es Thrombose fördert. Hm… dazu sei gesagt (aber sowas weiß eben erst nach einer Beratung), dass rund 10% der Bevölkerung diese Mutation in sich tragen und sich dadurch das Risiko im Alter an Thrombose zu erkranken nur auf 0.5% steigt (wenn überhaupt).

Die Genlabore machen auch nur an ungefähr 600.000 Stellen im Genom ihre Untersuchungen. Das sind längst nich alle Stellen an denen SNP (single nucleotide polymorphims) auftreten und für Veränderungen sorgen könnten (kann eigentlich überall auftreten im Genom). Es ist noch viel zu wenig bekannt über Folgen der SNP, sodass es einfach sich u.U. nur lohnt wenn eine familiäre Vorgeschichte es zulässt.

Deshalb gibt es auch das 1000 Genomes Projekt von einem internationalen Konsortium, welches von mindestens 1000 Leuten auf der ganzen Welt das Genom sequenzieren möchte. Dadurch wäre es erstmals möglich, Einblicke in die genetischen Unterschiede der Kulturen zu bekommen und Veränderungen im Genom besser einschätzen zu können.

Bis heute kostet eine Sequenzierung eines menschlichen Genoms (ungefähr 3Mrd Basenpaare) noch 60.000 $. Kein Vergleich zun den 3 Mrd $ die das erste Genom vom Humangenomprojekt gekostet hat. Aber es gibt Firmen welche in den nächsten Jahren diese Preise auf bis zu 100$ drücken wollen.

Da wird also noch ne Menge auf uns zu kommen und besonders der Gesetzgeber muss da aktiv werden, um nicht Einstellungstest aufgrund von Gendaten zu zulassen (mal als schlimmes Bsp. für billige Sequezierung). Jedoch gibt dies Möglichkeiten Medikamente zu entwickeln, welche auf jeden Einzelnen zu geschnitten sind und somit ohne Nebenwirkungen funktionieren können.

Und wer weiß, vielleicht gibt es ja sogar in ein paar Jahren, auf den einschlägigen web2.0 Seiten, Leute die sich zu Gruppen zusammenfinden nur weil sie ein identisches Gen haben (welches auch immer von den ~30.000) ;)

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